Pressemitteilung vom 09. Mai 2010 an die „Märkische Oderzeitung“.

 

Feldpostnummer der Festung Küstrin entschlüsselt

 

Die Feldpostnummer 18203 stand im Jahr 1945 für den Festungskommandant Küstrin und das war allgemein bekannt. Nicht bekannt war jedoch, dass es sich bei dieser Nummer um eine große Sammel-Feldpostnummer handelte.

 Dem Experten und Historiker für die Festung und dem Umland von Küstrin, Torsten Fudel ist es gelungen nach fast drei Jahren intensiver und mühseliger Arbeit die Feldpostnummer 18203 der Festung Küstrin zu entschlüsseln. Erst aus dieser entschlüsselten Sammel-Feldpostnummer wird die eigentliche einheitliche Zusammensetzung der einstigen Festung Küstrin ersichtlich. Dabei muß erwähnt werden, dass die von der damaligen Heeresgruppe „Weichsel“ oft zitierte Gliederung der Festung Küstrin vom Februar 1945 nicht einmal annähernd den Tatsachen entsprach.

Mit Kriegsbeginn hatte man die Feldpost eingeführt. Die Feldpost diente als kriegswichtige Notwendigkeit. In der Feldpostvorschrift vom Juli 1938 liest man bereits dazu: „Das Feldpostwesen ist ein Versorgungsgebiet der Kriegswehrmacht und dient der Postversorgung der Kriegswehrmacht im Verkehr mit der Heimat und innerhalb der Kriegswehrmacht“. 

Jede Einheit hatte seine eigene Feldpost-Nummer. Um die Feldpost organisatorisch abzuwickeln, hatte man die Feldpostämter eingeführt. Die Post von militärischen Einheiten und auch Dienststellen durfte nur über die kostenlose Feldpost versendet werden.

Die Briefe, Karten und Pakete gingen von der Deutschen Reichspost an die Feldpostämter und wurden von dort an die Fronten geliefert. Von der Front gingen die Sendungen an Feldpost-Sammelstellen und wurden in der Heimat der Deutschen Reichspost übergeben.

 Die Feldpost von und zur Front war für die Angehörigen der einzige Nabel zur jeweiligen Welt. Die Welt der Front und der Heimat. Sie ist heute Zeugnis und Erinnerung. Oft genug war es das letzte Lebenszeichen und ist Strohhalm für diejenigen, die immer noch auf ihre Angehörigen warten. Diese sollten doch zumindest eine würdige Grabstätte erhalten und das Schicksal wäre dann endlich geklärt.

Die Feldpost-Nummern wurden, wie unsere heutigen Postleitzahlen der Deutschen Bundespost, mit fünf Zahlenstellen angegeben.

 So hatte z.B. der im März 1945 vor Küstrin im Gorgaster Pfarrhaus liegende Stab vom III.Bataillon des Panzergrenadier-Regiments 119 die Fp.Nr.14575 A und das im Raum Genschmar liegende I.Bataillon vom Panzergrenadier-Regiment 35 die Fp.Nr.12149. Dabei hatte der Stab als Zusatz stets ein A und die nachfolgenden Kompanien immer ein B, C, D und E hinter der Zahlenfolge.

 Diese Regelung galt im Allgemeinen für alle Feldpostnummern. Nicht jedoch bei Sammel-Feldpostnummern. Feldpost-Sammelnummern wurden mit entsprechenden zusätzlichen Buchstaben bei relativ hohen Truppenkonzentrationen, wie z.B. bei den Städten Antwerpen, Brüssel, Calais oder Paris verwendet.

 Am 10.Februar 1945 wurde für den Festungskommandant Küstrin die Fp.Nr.18203 herausgegeben. In Küstrin machte man daraus einfach eine Sammel-Feldpostnummer, für die Masse der Festungsbesatzung und die bis dahin keine Feldpostnummer verwenden konnten. Am 15.Februar 1945 wurde jeder Einheit der Festung Küstrin seine Feldpost-Nummer 18203 mit den entsprechenden Buchstaben mitgeteilt. Dabei stand das „A“ nicht wie üblich für den Stab, sondern für die Altstadt und das verwendete „N“ lediglich für die Neustadt von Küstrin.

 Die Fp.Nr.18203 der Festung Küstrin war jedoch keine offiziell vergebene Sammelnummer und diese Liste wird wohl Küstrin nie verlassen haben. Erst der Experte und Historiker Torsten Fudel erkannte das System der Buchstaben hinter der 18203 und konnte nach 65 Jahren diese Feldpostnummer im Wesentlichen entschlüsseln.

 Torsten Fudel möchte sich auf diesem Wege bei den vielen befragten Angehörigen, der Bundesarbeitsgemeinschaft Landsberg/Warthe e.V., bei dem Museum für Kommunikation Berlin, der Stadtbibliothek Seelow, dem Volksbund, den damaligen Zeitzeugen und für die Unterstützung der DD-WASt. in Berlin sowie dem DRK-Suchdienst in München bedanken.

 Die komplette Liste der entschlüsselten Fp.Nr. 18 203 wurde mit Quellenangaben zzgl. Anlagen bereits der DD-WASt. in Berlin und dem DRK-Suchdienst in München zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt.

 

                                                                                                                                                                                                                                      Copyright © Fudel - 2010


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